Anwalt wechseln? Möglich und wenn ja, wie?

Ich hoffe mein Beitrag passt in dieses Forum.

Wann kann man den Anwalt wechseln, wenn man selbst die Anwaltskosten nicht direkt trägt?

Ganz konkret geht es darum, dass ich vor einigen Jahren einen Unfall hatte. Der Unfallfahrer hat die 100%ige Schuld sofort eingestanden und das Verfahren lief in den letzten Jahren. Ich habe immer wieder kleinere Summen an Schmerzensgeld erhalten. Jetzt geht es um den Abschluss des Ganzen und ich möchte eine größere Summe Schmerzensgeld erhalten und den Fall damit abschließen. Mein Anwalt hat diesbezüglich ein Schreiben aufgesetzt in dem allerdings Fehler enthalten waren. Ich habe am gleichen Tag noch eine Mail geschrieben und die Fehler korrigiert. Das war im Februar. Seitdem wurde auf meine Mails nicht geantwortet und als ich anrief sagte die Sekretärin "der Herr XY hat den ganzen Schreibtisch voll Arbeit, das wird diese und nächste Woche nichts mehr" (das war im März).

Reicht das aus um den Anwalt wechseln zu können und wie gehe ich vor? Ich bin mittlerweile echt sehr genervt und ich frage mich auch, ob dieser Anwalt auch wirklich all seine Kraft und Mühe in meinen Fall steckt um das bestmöglichste Ergebnis zu erzielen.

Vielleicht hat ja jemand beruflich gesehen Ahnung davon oder hat schon selbst ähnliches erlebt.

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"wenn man selbst die Anwaltskosten nicht direkt trägt?"

Wer trägt die denn?

Wir hatten mal sowas mit nem Anwalt, den die Rechtsschutzversicherung uns vermittelt hatte. Hab da tausend mal angerufen, wurde immer wieder abgewimmelt. Hab dann schriftlich ne Frist gesetzt, die verstrich ohne jegliche Reaktion.

Dann hab ich die Rechtsschutzversicherung angerufen und gesagt, ich brauche einen Anwalt, um gegen den Anwalt vorzugehen. Es hieß, Moment wir verbinden Sie... Und prompt hatte ich wieder die selbe Kanzlei am Apparat 😵‍💫

Der Sekretärin, die mich ja bereits zur Genüge kannte, hab ich dann recht rabiat mitgeteilt, dass ich sofort wieder auflege und wieder bei der Versicherung anrufe - und oh hoppla! wurde sie ganz kleinlaut und so freundlich wie nie zuvor...

Binnen Stunden haben wir innerhalb der Kanzlei nen anderen Anwalt zugewiesen bekommen, eine schriftliche Entschuldigung und es bewegte sich endlich was, wo davor acht Monate!!! überhaupt keine Reaktion kam... Vier Wochen später hatte ich mein Geld 🤷

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Danke für deine Antwort! Das wird bei mir wohl so nicht möglich sein.

Die Kosten für den Anwalt zahlt die Versicherung vom Unfallfahrer.

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Bei mir damals dann letztendlich auch... War ein Autounfall, ging ebenfalls um Schmerzensgeld. Aber ich hatte mir den Anwalt trotzdem über meine eigene Rechtsschutz vermitteln lassen...

Wie hast du denn deinen Anwalt gefunden? Hast du eine Rechtsschutzversicherung, über die du dich rechtlich zum Thema Anwaltswechsel beraten lassen könntest? Adac oder so?

Erster Schritt ist auf jeden Fall ne schriftliche Fristsetzung, bis wann du eine Reaktion erwartest. Und zukünftig auch auf jede weitere Kontaktaufnahme ne Frist setzen.

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Hinsetzen, Brief schreiben und darüber Auskunft verlangen, inwieweit der Anwalt weiterhin tätig geworden ist. Fristsetzung (14 Tage), mit der gleichzeitigen Ankündigung, daß Du Dich an die zuständige Anwaltskammer (kannst Du ergooglen, welche für Dich zuständig ist) wenden wirst, sollte keine Reaktion erfolgen. Brief als Einwurfeinschreiben schicken.
Alternativ kannst Du Dich auch an die gegnerische Versicherung wenden und um Auskunft bitten, wie weit die Schadensregulierung vorgenommen wurde.
Viele Grüße
Trollmama

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Was soll das für eine lächerliche Drohung mit der Anwaltskammer sein? Die sagen ja nicht den Anwälten sie sollen mal schneller ihre Arbeit machen? Grob verschuldet hat der Anwalt offenbar nichts. Jede Kanzlei muss nach Prioritäten und Fristen abarbeiten, da kann es schon mal passieren, dass etwas vermeintlich unwichtiges eben länger dauert.

Es geht dann meist auch nicht schneller, wenn man den Anwalt wechselt. Der muss sich ja erstmal einlesen in alles was bisher passiert ist. Zumal ja ein Schreiben aufgesetzt ist, aber eben nur noch nicht finalisiert und versendet. Man wechselt ja nicht mitten in einem Vorgang den Anwalt.

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Vielen Dank für Deinen Kommentar. Ja, ich bin wirklich ein Dummchen, ganz im Gegensatz zu Dir! Wie konnte ich nur annehmen, daß ich als RA-Fachangestellte auch nur den Hauch einer Ahnung habe.
Nein, ich merke schon, daß Du die Koryphäe schlechthin bist!
Nur an Deinem besserwisserischem Schreibstil solltest Du noch dringend arbeiten. Das kannst Du mit Sicherheit doch besser, oder?

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Natürlich ist es dein gutes Recht, den Anwalt zu wechseln (egal warum). Kann aber je nach Konstellation dann dazu führen, dass du einen teil der Anwaltskosten selbst zahlen muss, weil die Versicherung die durch einen anwaltswechsel entstehenden Mehrkosten nicht zahlen muss.

Und noch als kleiner tipp: ob ein anwaltswechsel am ende tatsächlich was bringt und das ganze schneller geht oder du mehr Geld bekommst, kann dir hier natürlich niemand vorhersagen, aber nur weil etwas aus deiner Sicht zu langsam oder zu wenig ist, heißt es nicht, dass das auch tatsächlich stimmt.