Trotzalter oder mein "Verschulden " als Mutter?

Guten Morgen.

Ich bin ein wenig verzweifelt und mache mir so meine Gedanken... darüber, dass ich ziemlich viel falsch gemacht habe und nun das der Auslöser für das Verhalten meiner Jüngsten ist... Sie ist 15 Monate. Eigentlich bin ich völlig tiefenentspannt und lasse meiner Kleinen ihren hohen Bewegungsdrsng ausleben. Sie ist auf mich fixiert, stille sie allerdings auch noch teilweise. Ich sehe sie als motorisch sehr weit entwickeltes Kind, neigierig, lebensfroh bzw aufgeweckt und sie kann herzhaft lachen. Sie zeigt stark ihren Willen oder fordert auch ein. Das kommt auch mal zu Tränchen und wird lautstark kund getan. Alles gut. Ich liebe abgöttisch und bin froh sie zu haben. Nehme an wie sie ist und so ist sie perfekt. Auch mit dem was ich nun schreibe!!! Jedoch mache ich mir Sorgen, ja insgeheim Vorwürfe.
Nun gibt es auch Situationen wo sie völlig ausraster, das geht wenige Minuten so. Fa ist nichts recht und ich bekomm sie nicht beruhigt. Sie kann wirft sich hin, mit dem Kopf wird wild umher geschlagen, versteift ihren kleinen Körper - ja so n Tobsuchtsanfall würde ich es nennen... ich denke es gibt Kinder die so ihre Wut, Ärger oder Frust kundtun. Es sind Situationen, wo sie ihren Willen (den hatte sie wirklich schon sehr früh entwickelt!!!! 😮😮😮) läuft oder wenn ich nicht da bin (Papa vetsucht sie zu trösten, schreit nur mach mir - bin aber auf Arbeit!)... Ich helfe ihr wo ich kann mit Trösten und allem...
Ist sie viell schon im Trotzalter???
Den Vorwurf, denn ich mir da mache ist... sie ist mir als 3 Monate altes Baby vom Wickeltisch gefallen (es schmerzt mir heute noch - es kommen wieder die Tränen) und auch so habe ich das Gefühl ihr viell nicht alles gegeben zu haben... Ihre große Schwester (2 Jahre älter) fordert auch noch viel Nähe und Aufmerksamkeit.



Ich weiß nicht was ich hören will, ich hab niemanden weiter zum Reden und viell versteht auch keiner was ich meine...

Danke fürs Lesen...

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Also den Zusammenhang zwischen "mit 3 Monaten vom Wickeltisch gefallen" und "Weinen mit 15 Monaten" versteh ich jetzt echt nicht.
Ich denke, Du solltest Dich mal etwas entspannen und nicht so hart zu Dir selbst sein.
Niemand ist perfekt und jeder von uns macht in der Kinderbetreuung auch mal Fehler. Bei Dir liest sich das doch alles ganz normal. Kinder toben, jammern und weinen nunmal auch. Dafür sind es Kinder! Das heißt doch nicht, dass man da etwas falsch gemacht hat!

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Ich glaube sehr sehr viele Babys sind mal vom Wickeltisch oder aus dem Bett gefallen. In den allermeisten Fällen ist das nicht weiter schlimm - die können das ab. Hatte sie denn eine Gehirnerschütterung? Was hat der Arzt gesagt?
Bleibende Schäden sind sehr unwahrscheinlich und wenn, dann würden sie sich sicher nicht darin äußern, dass sie mal tobt und weint. Das ist einfach normal in der kindlichen Entwicklung und völlig unabhängig vom Alter. Das kann ein Baby tun und auch noch ein Grundschüler. Trotzphase ist ein längst überholtes und sehr negativ behaftetes Wort, das überhaupt nicht beschreibt, was in dem Kind vorgeht.

Ich weiß nicht genau, was dir grad hilft, um das gelassener zu sehen.
Also hier einmal die wissenschaftliche Sicht:
Im Gehirn eines Kleinkindes befinden sich doppelt so viel Synapsen, wie in dem eines Erwachsenen, das sind die Nervenbahnen zwischen den verschiedenen Bereichen. Kinder sind dadurch unglaublich lernfähig, haben eine wahnsinnig schnelle Auffassungsgabe, aber gerade Emotionen können noch schlecht verarbeitet werden - es gibt einfach zu viele Wege und manchmal muss es durch das ganze Gehirn durch, bis es dort ankommt wo es soll - das äußert sich in erster Linie durch Schreien und Toben - Überforderung eben. Das legt sich wieder. Je mehr das Kind lernt, desto mehr werden die Synapsen, die es nicht braucht, wieder abgebaut.

Pädagogische Sicht:
Tausend Eindrücke prasseln jeden Tag auf dein Kind ein, damit ist es manchmal schlicht überfordert, es kann noch sehr wenig in Worte fassen, deswegen nimmt es das einzige Mittel das es hat, um sich schnell und intensiv mitzuteilen: Schreien.
Je gelassener du bist, desto eher beruhigt sich das Kind wieder. Nicht hektisch auf das Kind einreden, einfach auf Augenhöhe gehen, leise sprechen, es kommt eh gerade nichts zu ihm durch, in den Arm nehmen (wenn es das möchte! Sonst daneben bleiben, nicht weggehen!). Wenn es sich beruhigt hat: Gefühle spiegeln/erklären "Warst du gerade traurig/wütend/frustriert/genervt/.... wegen diesem und jenem" und für den Papa: Verständnis zeigen "Ich weiß, du vermisst die Mama, ich auch, später ist sie wieder da" oder so in der Art und wenn es nötig ist Alternativen aufzeigen.
Es wird besser werden.

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Danke für deine umfangreiche Antwort. Hilft ungemein. Sie hatte keine Schäden von dem Sturz - wurde ärztlich 2 x untersucht. Trotzphase finde ich auch unschön als Wort. Ich nenne es liebe Autonomiephase oder Selbstfindungsphase. Ich finde wichtig, dass sie dies durchlebt und wir sie dabei mit Liebe und Verständnis begleiten. Ich bin nur von der Heftigkeit wie sich dies äußert überrascht und zuweilen erstaunt... aber danke dir!!! LG

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Meine habe ich in dem Alter auch noch gestillt. Auf mich fixiert war sie nicht. Trotz oder vielleicht grade weil Alleinerziehend, genoss sie es manchmal Abwechslung zu haben.

Diese Wutanfälle kenne ich auch.
Damals galt nur eines
- raus aus der Gefahrenzone!
Nicht reden, HANDELN!

Bocken mitten auf der Straße: NO GO. Greifen, tragen, auf dem Gehweg ausbrüllen lassen.

Wenn sie sich beruhigt hatte, konnte ihc mit ihr drüber reden.

Als sie dann später reden konnte, kam dann ein "Mama, du sollst mich trösten" oder "ich bin wütend". In dem Alter waren es (scheinbar endlose) Minuten

Da ging es nicht nur mir so.
Mütter mit "braven" Kleinkindern, die (erst später oder in der Pubertät) bockten, schüttelten den Kopf. Zahlreiche andere Mütter warfen mir ein schelmisches "das kenne ich auch Lächeln" zu ;-)


Perfekt würde ich es aber nie nennen. Perfekt stresst mich nur!
Gut genug und richtig gut, entspannt super etc. finde ich super. Vor allem, wenn wir unsere (kleinen) Macken haben.
Nicht perfekt ist angenehm. Perfekt macht mir Stress


Geholfen hat in solchen Momenten:
Raus aus der Gefahrenzone! und Entspannungsübungen, die ich überall und allerorts machen konnte.

Reden wie gesagt erst hinterher. Mitten drin war sie mit ihren eigenen Gefühlen schon überfordert genug.

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Hi,

etwas Spaß zu beginn. "Jetzt weis ich warum mein Sohn (2 Jahre 3 Monate) so ist. Es muss daran gelegen haben, als er mir damals im Säuglingsalter vom Arm unsanft auf die Wickelkommode geplumpst ist. Mein Mann hat mich damals schon vorgewarnt und wütend gebrüllt - das würde ihn behindert machen." Nein Scherz bei Seite. Zugegeben auch ich bin defintiv nicht stolz darauf, dass er mir in dem jungen Alter damals vom Arm auf die Wickelunterlage geknallt ist und das mit einem ordentlichen kawumms und anschließend viel schmerzerfülltem Schreien. Aber er ist auch mit 15 Monaten in Begleitung meines Mannes, diesem aus der Hand geflutscht und hat sich 2 Stufen im Salto Mortale auf ner Steintreppe herunter überschlagen. Beim Versuch da selbst runter zu laufen. (Also nicht aus dem Arm heraus, der stand schon auf der Treppe.) Und meine Schwiegermutter. Er war 8 Monate und gerade frisch am freien Laufen - stand plötzlich hinter ihr und sie schubst ihn ausversehen beim umdrehen so um. Das er mit einem richtig heftigen Knall auf den Fliesenboden im Flur mit dem Hinterkopf geknallt ist. Und solche oder ähnlich Unfälle die mit dem Köpfchen zu tun haben. Macht fast jedes Baby/Kleinkind irgendwann mal mit. Der Klassiker ist da immernoch "aus dem Bett fallen".

Meine Freundin hat mir mal gesagt (Sie arbeitet eng mit der Medizin zusammen beruflich da sie in der Forschung tätig ist) - Babys und Kleinkinder haben viel mehr Hirnwasser als Erwachsene. Dazu kommt das ihre Knochen noch weicher und ihre Gelenke biegsamer sind. Das ist von der Natur so bewusst gemacht. Damit diese Stürze aus der eigenen Körperhöhe auf den Kopf weitestgehend folgenlos überstehen. Also an der Unfallthese liegts gewiss nicht. Da kann ich dich erstmal beruhigen. Und wenn das immer Folgen hätte, würden nur noch verstrahlte Erwachsene herumlaufen!

Jedes Kind ist anders! Das eine reagiert mehr mit Heulen, das nächste mit Schreien, ein wieder anderes mit körperlichen Reaktionen (Schlagen, Beißen oder sich den Kopf bewusst irgendwo dagegen schlagen) und das übernächste ist total entspannt als gäb es Trotz und Frust gar nicht. Das hat gar nix mit Erziehung zu tun. Ein so kleines Kind kann man zwar Gewohnheiten antrainieren, jaaaa - aber Kleinkinder sind 100% impulsiv. Setzt Frustration ein, schaltet das rationale Denken (falls in dem Alter überhaupt sowas existiert) komplett ab. Das Kind bekommt einen Wutanfall, Heulkrampf und vieles mehr. Das hängt einzig vom Charakter ab. Wie lange das ganze dauert hingegen auch maßgeblich wie man dann damit umgeht. Manchmal ist es am besten zu ignorieren, manchmal zu trösten, manchmal zu reden und wenn man das individuell falsch macht - verschlimmert man alles. Lass es zu, gibt deinem Kind die Möglichkeit auch mal richtig wütend sein zu dürfen, das sind wir doch auch manchmal! Rationales Verhalten und Vernunft kann man versuchen zu fordern, ala "Hör auf zu hauen." und ggf. auch die Hand dabei mal festzuhalten um es zu unterbinden. Aber sofern keiner verletzt wird. Laufen lassen und anschließend trösten sobald sie wieder aufnahmefähig wird.

Heftige Wutanfälle kommen bei Kindern auch in den "besten" Elternhäusern vor und alles richtig, macht schonmal sowieso keiner! Jeder von uns macht Fehler. Wenn es dir auffällt, entschuldige dich bei deinem Kind. Ich bin der Auffassung - ich kann nicht erwarten das er sich später für Fehlverhalten reumütig zeigt, wenn ich mich nie für eigene Fehler entschuldige.

Ich glaube wirklich, dass es keine Eltern gibt, die nicht irgendwas irgendwann mal getan haben, was sie tierisch bereuen das es passiert ist. Ob es ein vermeidbarer (was meist auch relativ gesehen werden kann) Unfall gewesen ist. Ein eigener Ausraster (wir sind alles nur Menschen) oder oder oder. Ich will aber auch gar nicht so tun als wäre ich Miss Perfekt. Menschen sind fehlbar und das sollte mein Kind auch bei uns als Eltern sehen dürfen!!!

Du machst nix falsch!!!!!! Und die 2. Kinder sollen angeblich besonders Willensstark sein. Hab ich mal gehört.^^

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" Und wenn das immer Folgen hätte, würden nur verstrahlte Erwachsene einlaufen!"
#rofl
Den Eindruck habe ich manchmal, auch von mir selbst.;-)

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Hi...

Danke für deinen offenen Beitrag. Ja, du hast viele Punkte angesprochen, die ich wohlwollend abnicke. Unser kleines Energiebündel ist schon ziemlich willensstark... wir nehmen sie natürlich so an wie sie ist... nur wir müssen lernen, wie wir damit umgehen. Denn bekommt sie ihren "Anfall " dann wütet sie mit ihren 15 Monaten echt schon ordentlich. Kneifen, Hauen, Beißen, Treten... alles dabei... Ich denke, dass es auch daran liegt, dass sie sich sprachlich noch nicht mitteilen kann. Man sieht ihr es förmlich an wie es in ihrem kleinen Köpfchen anfängt zu arbeiten und zack, Explosion ist da... aber wir schaffen das und versuchen so gut wie möglich sie zu begleiten...

LG

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Ich glaube, du hast einfach ein gefühlsstarkes Kind :) da kam gerade ein Buch von Imlau raus "So viel Freude, so viel Wut". Da geht es um so gefühlsstarke Zwerge und wie man sie am besten begleitet. Vielleicht schaust du da mal rein, wenn du magst. Alles Liebe

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Danke für deinen Tipp!!!!

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Unser Arzt sagt immer dass viele Kinder nicht wirklich willensstark sind sondern "emotional schwach". Das heißt das sie nicht "ihren Kopf durchsetzen wollen" sondern dass sie emotional mit dem NEIN einfach sehr schlecht klar kommen und man ihnen einfach Zeit geben muss und Wege zeigen muss dass ein Nein kein Weltuntergang ist.

Richtig macht man in dem Alter eh nix ;-)

LG
WuschElke

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>das geht wenige Minuten so.

Glückwunsch. Manche sind stundenlang pissig. Ich war auch immer froh, dass mein Kind auch eher nur kurze Ausraster hatte.

Und ja, das geht auch bei manchen mit 1 los. Ganz normal.

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Dein Kleinkind ist 15 Monate - was machst du, wenn sie wirkliche Prpbleme kommen oder Pubertät #schwitz

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Also bei und war eineinhalb bis zwei auch ein schlimmes Alter. Wir waren fast nur draußen weil er in der Wohnung echt ungenießbar war.

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Da harre ich der Dinge, die da noch kommen mögen... 😎😅

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Trotzalterphase ist meist um die 3 Jahre herum. Beobachte mal, was der Grund/Auslöser für ihre Ausraster sind, aber wenn du merkst, dass sie nur stur und gezielt ihren Kopf durchsetzen möchte, würde ich sie eher in Ruhe lassen und etwas auf Ignoration gehen, wenn sie sich mit Trösten etc,. eh nicht beruhigen läßt. (ausser sie bekommt dadurch Atemnotanfälle etc.) aber wenn sie merken, das kein Erfolg erlangt wird, durch Ignoration, gewöhnen sie sich am Ehesten wieder ab.